Projekt
Integration von Qualitätselementen und Qualitätszielen in Tarifverträgen
Darstellung von Verfahrens-Unterschieden in der Patientenversorgung anhand qualitätsrelevanter Tracer-Indikationen im Spital
Motivation
Variationen in der Anwendung medizinischer Verfahren, Abweichungen bei klinischen Prozessen zwischen ähnlichen Institutionen und damit verknüpfte unterschiedliche Behandlungsergebnisse sind umfassend beschrieben. Um den Transfer von Kenntnissen der Evidence-based Medicine (EBM) in den klinischen Alltag zu fördern, soll ein weitergehendes Instrument für eine möglichst rasche und breite Umsetzung von Leitlinien erarbeitet werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Kombination einer Qualitätssteigerung bei gleichzeitig realisierbaren Kosteneinsparungen. Hierzu werden Kriterien zur Identifikation von Verfahrensunterschieden (Tracer) ermittelt, die auch an die vorhandenen ambulanten und stationären Finanzierungsmodalitäten gekoppelt werden können.
Projektziel
Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Qualität in der Patientenversorgung durch Incentivierung von ausgewählten Massnahmen und Verfahren im Spital, die nachweisbar zu einer Verbesserung der Ergebnisqualität beitragen. Hierfür werden sogenannte Tracer-Indikationen ausgewählt, die:
- aufgrund der Häufigkeit in der Schweiz relevant sind
- mit unterschiedlichen Behandlungspfaden für vergleichbare Patienten in der Schweiz spitalindividuell verbunden sind, mit einem nachweisbaren Einfluss auf die Versorgungsqualität
- für Kostenträger kostenneutral sind, wenn den mit Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen und Verfahren im Spital entstehenden Mehrkosten, gleichzeitig Einsparungen im Behandlungsverlauf ambulant-stationär gegenüberstehen. Erzielte Kosteneinsparungen sollen als zeitlich begrenzte Incentivierung an die Vertragspartner weitergegeben werden.
- für die Kostenträger ein umfassendes Bild der regionalen Versorgungslandschaft ergeben, da sie Spitäler identifizieren, die ausgewiesene Leistungen in höherer Qualität anbieten
Meilensteine der jeweiligen Projekte
Für die ausgewählten Indikationen werden jeweils folgende Meilensteine erarbeitet:
- Beschreibung der Verfahrensunterschiede und Prozessverbesserungen: Dies beinhaltet die Angabe der zugrunde liegenden wissenschaftlichen Evidenz (Studienlage).
- Beschreibung der Versorgungslage: Dies umfasst Fallzahlen und qualifizierte Leistungserbringer für das ausgewählte Indikationsgebiet.
- Definition von Kriterien: Kriterien zur Identifikation der Prozessverbesserungen im Spital werden festgelegt.
- Ermittlung von Kosten- und Einspareffekten: Mehrkosten und realisierbare Einspareffekte für Kostenträger (Versicherer) durch die Umsetzung der Prozessverbesserungen werden ermittelt. Dies geschieht durch die Reduktion des Versorgungsbedarfs (z.B. Reduktion von Komplikationen, Wiederaufnahmen, Arztkonsultationen, Rehabilitation, Pflege).
- Entwicklung eines Vertragsanhangs: Ein Vertragsanhang für Tarifverträge / Qualitätsvertrag als zeitlich begrenzter Add-on Tarif für die jeweilige Indikation wird entwickelt. Eine Refinanzierung von Zusatzaufwendungen der Versicherer durch Einsparungen im Behandlungsverlauf (stationär – ambulant) muss dabei gewährleistet sein, was auch durch Garantien der Projektpartner unterstützt werden kann. Es wird eine Lösung mit temporärer Anpassung des Kostengewichts oder mittels einer fallbezogenen Zuzahlung im Verhältnis zu den erzielbaren Einsparungen angestrebt.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Initiativen
Das hier beschriebene Konzept zur Integration von Qualitätselementen in Tarifverträge versteht sich als Ergänzung zu bestehenden Projekten, die eine Incentivierung qualitätsfördernder Massnahmen im Spital zum Ziel haben. Die Grundlage bilden insbesondere auch die in den nationalen Qualitätsverträgen definierten Qualitätsverbesserungsmassnahmen (QVMs) in den einzelnen Handlungsfeldern. Die Qualitätsverbesserungen müssen mit den national anerkannten Indikatoren (Qualitätsindikatoren des BAG und ANQ) nachvollziehbar sein. Eine Erfassung von PROMs ist möglich, aber keine Voraussetzung für das Funktionieren eines derartigen Qualitätsvertrags.